Welch ein Glücksfall es war, hier eine Wohnung bekommen zu haben, hab‘ ich in der ersten Geschichte geschildert. Warum das für mich der schönste Kiez Berlins ist, erzähle ich jetzt:

Irgendwie hatte ich den „richtigen Riecher“. Schon als ich Mitte der 90er Jahre hierherzog, waren allgemeine Veränderungen deutlich spürbar. Ich erinnere mich noch an die vielen Baugerüste an den alten Häusern, deren Fassaden damals saniert wurden.

Von den Alteingesessenen hatte ich erfahren, dass das hier zu DDR-Zeiten ein ganz gewöhnlicher, wie damals in Ostberlin üblicher Kiez war. Es gab hier nichts Besonderes. Lediglich die Grundbedürfnisse der Bevölkerung waren abgesichert, wie Wohnen, medizinische Grundversorgung und der Verkauf von Nahrungsmitteln. Hier und da gab es eine Eckkneipe.

Der einzige Laden, der aus der Vorwendezeit noch bis vor 2 Jahren existierte, war ein Foto-Fachgeschäft in der Neuen Bahnhofstraße. Der Laden war im gesamten Ostteil der Stadt bekannt. Bis heute erinnern sich die Alteingesessenen an die kompetente Beratung, die fairen Preise beim An- und Verkauf und das handwerkliche Können bei der Reparatur alter Fotoapparate und Objektive.

Viel hat sich seit damals verändert.

In dem Fotoladen ist jetzt ein Späti ansässig.

Die kleinen Lebensmittelgeschäfte der DDR, Konsum und HO, verschwanden bald nach der Wende. Zahlreiche Einzelhändler ließen sich im Kiez nieder. Heute befinden sich hier viele Spätis (siehe Foto mit Eis-Fahne), vor allem aber jede Menge Bars und Restaurants mit einer großen Auswahl an internationaler Küche. So gibt es z.B. in der Neuen Bahnhofstraße u.a. auch ein Lokal, das tibetische Spezialitäten anbietet.

Diese sogenannte Fressmeile zieht sich von der Holteistraße/ Sonntagstraße bis zum S-Bahnhof Ostkreuz /Neue Bahnhofstraße.

Zwei große Hotels wurden gebaut. Sie stehen genau in der Mitte zwischen den zwei großen Musik-Clubs, in östlicher Richtung dem Kulturhaus „Kili“ im Wiesenweg und in westlicher Richtung dem RAW-Gelände in der Revaler Straße.

Und dann ist da noch seit 2005 das „Zebrano“, ein Kleinkunst-Theater in der Lenbachstraße. Klein, aber fein, mit richtig tollem Programm. Wir Kiezbewohner haben uns gefreut, dass dieses „Kulturschatzkästchen“ die Coronakrise gut überstanden hat.

Ein sehr beliebter Treffpunkt im Kiez ist der Anne-Bauer-Platz. In den warmen Jahreszeiten, treffen sich hier viele junge Menschen, um den Tag ausklingen zu lassen oder auf einer der Sportanlagen Ballsport zu treiben.

Das ist mein Kiez. Da sind meine Freunde, die hier ganz in meiner Nähe wohnen. Überhaupt ist alles, was ich zum Leben brauche, schnell erreichbar. Und da ist die Vielfalt, unterschiedliche Kulturen, das bunte Treiben, die Musik in den Clubs und die kulturellen Angebote. Immer ist was los.

Nachtrag: Ich danke Karola Walter für ihre Hilfe beim Schreiben des Textes.

Kurzbiografie Matthias

geb. am Niederrhein, wohnt seit 25 Jahren in Berlin, davon seit 10 Jahren in Friedrichshain