Ein Freund fragte mich ob ich nicht Lust hätte an diesem Wochenende mit nach Hamburg zu
fahren er habe dort geschäftlich was zu erledigen , da ich nichts anderes vor hatte und meine
Freundin ihr Freundschaftstreffen hatte sagte ich zu .
Wir mussten damals die Transitstrecke nehmen anders ging es ja damals nicht .
Um nach Hamburg zu kommen musste man damals den Grenzübergang Heerstraße – Putlitz
nehmen.
Transit wurde damals die Verbindung zwischen Westberlin und Westdeutschland genannt .
Wir fuhren dann am Samstag ganz früh zum Grenzübergang Heerstraße , am Übergang war es
relativ leer .
Als wir dann dran waren kam ein Grenzer auf uns zu und stellte einige fragen woran ich mich im
einzelnen nicht mehr so erinnern kann bis auf eine frage , ob wir Waffen dabei hätten ?
Diese frage habe ich bis heute noch nicht verstanden .
Aber es gab damals Leute die sich einen Spaß daraus machten und diese Frage mit ja beantwortet
hatten , das bescherte sie dann einen Aufenthalt von mehreren Stunden , sie durften nämlich
ihr ganzes Auto auseinander nehmen , man musste wissen das die Grenzer keinen Humor
besessen hatten .
Als unsere Antworten zufriedenstellend ausgefallen waren durften wir zum Kontrollhäuschen
vorfahren um dort unsere Papiere und Ausweise abzugeben .
Wir wurden aufgefordert zum nächsten Kontrollhäuschen vorzufahren wo wir dann unsere
Papiere und Ausweise zurück bekamen und das Transitvisum für den Aufenthalt ausschließlich
für die Transitstrecke , Abweichungen oder Umwege waren nicht gestattet .
Man hatte auch nur eine bestimmte zeit für die Strecke wenn es zu lange gedauert hätte , hatte man
mit mächtigen Ärger zu rechnen . Es hätte ja sein können das man sich mit Verwandten irgendwo
auf einer Raststätte getroffen hatte was absolut verboten war . Die Raststätten wurden auch
mit Kameras und durch den MfS überwacht . Man hatte auf diesen Raststätten auch nur eine
gewisse Aufenthaltszeit zur Verfügung sollte man sich länger dort aufhalten so musste man es
belegen .
Als mit den Kontrollen alles erledigt war , ging es los Richtung Hamburg .
Als wir so um die 80 km gefahren waren sahen wir von weitem eine Polizei Kontrolle stehen , die
einige Autos raus gewunken hatten ,wir fühlten uns eigentlich sicher , das wir an der Kontrolle
vorbeifahren können weil wir dachten das bei uns alles korrekt war .
Aber das war nicht der Fall , wir wurden raus gewunken ohne zu wissen warum .
Als wir dann hielten kam ein Polizist ans Auto , wir kurbelten das Fenster herunter und mein
Freund fragte weswegen wir raus gewunken wurden und der Polizist meinte dann zu ihm das er
35 kmh zu schnell gewesen wäre und es 40 DM kosten würde .
Diskussionen waren zwecklos auch wen mein Freund meinte er hätte nur ein anderes Auto
überholt . Als er die 40 DM bezahlte , konnten wir weiterfahren , es gab noch nicht mal eine
Quittung , das war schon sehr merkwürdig .
Nach fast 3 Stunden kamen wir dann am Grenzübergang Putlitz an , dort wurde dann das Auto
etwas genauer untersucht , wir mussten den Kofferraum öffnen und es wurde mit einer Sonde
das untere Auto untersucht , der Grund für die Untersuchung war ob man nicht einen DDR
Bürger versteckt hatte.
Als alles erledigt war , ging die Fahrt weiter nach Hamburg .
Der Aufenthalt in Hamburg dauerte bis zum Sonntag Abend , dann ging es wieder zurück nach
Berlin .

Als wir in Putlitz ankamen wurden wieder die gleichen Fragen gestellt
wir beantworteten alles mit einem nein dann durften wir zur Passkontrolle
fahren , wir gaben unsere Pässe ab wurden aufgefordert zum nächsten
Häuschen zu fahren und bekamen dort unser Pässe und das Transitvisum und
durften dann unsere Fahrt fortsetzen .
Als wir so ungefähr 70 km vor Berlin waren es war schon dunkel geworden
als plötzlich ein Polizeiwagen uns überholte und die Kelle aus dem Fenster hielt
und uns aufforderte rechts anzuhalten .
Wir dachten das kann doch nicht wahr sein wir waren nicht zu schnell
unterwegs gewesen und hatten uns auch sonnst nichts zu schulden kommen
lassen . Der Polizist stieg aus dem Auto und kam auf uns zu wir kurbelten das
Fenster herunter und fragten was denn los sei der Polizist sagte uns dann das ein
Bremslicht nicht ginge .
Wir stiegen dann aus nachdem wir ihm unsere Papiere ausgehändigt hatten und
er sie seinem Kollegen gab .
Wir gingen dann um das Auto herum und kontrollierten das licht und es
stimmte das es nicht ging. Wir fragten den Polizisten was denn jetzt wäre und er
meinte dann zu uns das er uns so nicht weiterfahren lassen könne und ob wir
eine Ersatz Birne dabei hätten , was wir aber nicht hatten .
Der Polizist meinte dann zu uns das auf der anderen Seite eine Tankstelle wäre
und wir dort vielleicht eine Birne bekommen würden , er meinte dann zu uns
das wir die kaputte Birne mitnehmen sollten um dem Tankwart zu zeigen was
für eine Birne wir bräuchten , das Problem war nur das mein Freund nicht
wusste wie man die Birne ausbaut , und ich hatte auch keine Ahnung .
Der Polizist war wirklich sehr nett gewesen und bot uns an das er sie für uns
wechseln würde . Als er die Birne ausgebaut hatte und er sie uns gab gingen wir
hinüber auf die andere Seite zur Tankstelle und hatten auch Glück das er eine
Passende Birne da hatte .
Wir dann zurück zum Auto , wo der Polizist die Birne für uns dann wieder
einbaute .
Als alles erledigt war und der Polizist meinem Freund die Papiere in die Hand
drückte und uns eine gute Fahrt wünschte und wir uns für die Hilfe bedankten
fuhren sie los .
Wir stiegen ins Auto und ich fragte nach meinem Ausweis er schaute die
Papiere durch , die der Polizist uns gab und mein Ausweis war nicht dabei .
Ich dachte mir das kann doch nicht sein , ich wusste genau das ich ihm den
Ausweis gegeben hatte .
Wir stiegen aus dem Auto aus und suchten draußen um das Auto herum alles ab
ob der Ausweis runter gefallen war .
Wir fanden nichts dann durchsuchte wir im Auto alles ab und da war auch
nichts .
In mir kam langsam die Panik auf und ich dachte das kann ja alles nicht war
sein .
Ich malte mir jetzt schon aus was Passieren würde wenn ich ohne Ausweis am
Grenzübergang erscheinen würde .
Ich würde wahrscheinlich die Nacht in einer Zelle verbringen bis sie meine
Identität festgestellt haben , es kann dann auch schon mal länger als nur eine
Nacht sein .
Aber das schlimmste stellte ich mir dann vor das ich ja den Ausweis auch einem
DDR Bürger gegeben haben kann das derjenige dann zur Flucht benutzen kann.
Und man hatte ja schon von den Stasi Methoden gehört !
Die Panik bei mir wurde immer größer bei den Gedanken .
Ich kam mir wie in einem Gefängnis vor wo man sich zwar frei bewegen
konnte aber nicht raus durfte .
Es konnte ja nur sein , nach dem wir den Ausweis nicht fanden , das der
Ausweis noch im Auto der Polizisten war .
Dann hatte mein Freund die Idee zur Tankstelle rüber zu gehen und dem
Tankwart die Situation zu erklären .
Wir erklärten dem Tankwart was passiert war und das der Ausweis nur im
Polizeiauto sein könne .
Der Tankwart meinte dann zu uns das er eine Polizeistation Anrufen werde und
hoffte das die Polizisten den Vorfall mit uns gemeldet hatten .
Er rief dann eine Polizeistation an und erklärte den Vorfall , woraufhin ihm
gesagt wurde das sie einen Rundruf machen würden . Ich betete innerlich das
sie die Polizisten ausfindig machen würden .
Es dauerte so knapp 10 Minuten bis sich der Polizist von der Polizeistation
meldete und uns mitteilte das sie die Polizisten ausfindig gemacht hätten und
auf dem Weg zurück wären .
Wir bedankten uns bei dem Tankwart und ich hoffte das die Polizisten meinen
Ausweis irgendwo hatten .
Wir gingen zum Auto zurück , wo wir dann warteten .
Es dauerte so ungefähr eine Halbe Stunde ich wurde immer nervöser , bis dann
ein Auto hinter uns hielt und ein Mann auf uns zukam es war der Polizist .
Er fragte uns dann was denn los sei und er schon fast wieder in Berlin gewesen
sei als er die durchsage bekam das etwas mit einem Ausweis nicht in Ordnung
sei .
Wir sagten ihm das mein Ausweis bei der Rückgabe nicht dabei gewesen sei .
Er ging dann zurück zu seinem Auto um nach zuschauen , es dauerte 5 Minuten
dann kam er mit meinem Ausweis zurück und entschuldigte sich und sagte das
der Ausweis unter dem Sitz gefallen sei als sie die Papiere vorne im Auto
abgelegt hatten .
Mir war das alles in dem Augenblick egal , das Glücksgefühl was ich empfand
als ich den Ausweis in meinen Händen hielt war unbeschreiblich !
Wir verabschiedeten uns und die fahrt ging Richtung Berlin , wo dann an dem
Grenzübergang alles reibungslos klappte .
Ende
Bevor man in die DDR eingereist standen an den Grenzübergängen Schilder
was man durfte und was nicht .
Auf den Schildern stand dann zum Beispiel folgendes:

Reisende in das Bundesgebiet

  • Nach dem Transitabkommen sind bestimmte Vorschriften der DDR
  • zu beachten u.a
  • kein Material vertreiben
  • keine Personen mitnehmen
  • den Transitweg nicht verlassen
  • Strafvorschriften und die Straßenverkehrsvorschriften der DDR beachten !
  • Einzelheiten in dem hier erhaltendem Merkblatt