Zu jener Zeit, Ende der 80er, sind crazy Frisuren in und wir experimentierfreudig.

In grosser Vorfreude auf das Punk-Konzert, sitze ich mit Helen im Minigarten
vor dem ausrangierten Schulbus, ihrem „All-in-One“-Home.
Der Ghetto-Blaster dröhnt. Partylaune und Lust auf Frisur.
Helen greift kurzerhand ’ne Dose Autolackspray - au Backe, Metallic-Blau. Wau.
Voll fixiert der Iro, Stabilomatic.
Da gibts kein Auswaschen, bestenfalls Glatze.
- Glatze hätte ich beinahe gehabt.

Schlendernd durch das „Centrum Warenhaus“ am Alex,
dem damaligen „Kaufhaus des Ostens“,
und suchend nach Möglichkeiten meine Ostmark sinnvoll zu investieren,
werde ich schnell fündig.
Schnapp mir paar Schreibhefte, Radiergummis, Stifte -
da sehe ich die Blondiercreme.
Die kauf ich auch.
Ideal für meine bunten Strähnen - lila pink blau und violett.

Daheim beim Blondieren,
öffne ich nach 20 Minuten Einwirkzeit die Alufolie.
Blond wie erwartet.
Aber dann: das Haar zerbröselt zwischen meinen Fingern.

Heiliger Bimbam. Zum Glück war’s nur ’ne Probesträhne.

DDR-Blond - na schönen Dank!

Kurzbiografie Anke

1965 in der franz. Schweiz geboren,
im Schwarzwald aufgewachsen und seit 1985 in Berlin.
Seit 2002 in Kreuzberg.
Partylustiger Kreativling. Collagen-Fotomontagen-
Tanz-Theater-Poesie.
Erzähle hier kleine Episoden prägnanter Momente
beim Wandeln in dieser erlebnisreichen Stadt.