Daheim angekommen, bemerkte ich etwas aus Jaques Zimmer mir entgegen funkeln.
Mein Mitbewohner aus Frankreich ist nicht da.

Unscharf erkenne ich das Schmuckstück, ein aus Metall geformtes Ankh, auch Henkelkreuz genannt.
Aus Ägypten hab ich es ihm mitgebracht, dieses Symbol für Lebenskraft.

Und jetzt liegt es zerbrochen am Boden.
Etwas stimmt nicht, ich spüre es genau.
Und so war es auch.

Tagelang kommt er nicht nach Hause.
Unruhe breitet sich aus. Weiß nicht was tun.

Erst Tage später erfahre ich am Telefon:
Jaques sei mit einem Sprung von West nach Ost über die Mauer geflüchtet. Wie absurd und unvorstellbar.
War er irre oder lebensmüde?
Jedenfalls hat ihn wohl der Wahn geritten mit Hoffnung auf ein schöneres Jenseits - jenseits der Mauer.

Dabei wurde er nicht von den Grenzsoldaten erschossen, sondern direkt in den DDR-Knast befördert.
Ein Suizidversuch vor Ort brachte ihn dort in die Psychiatrie.
Dann wurde er des Landes verwiesen und seine Odyssee des Wahnsinns endete in Frankreich bei seinen Eltern.

Eines Tages, die Mauer war längst gefallen, wen treffe ich da gutgelaunt auf der Strasse?
Jaques!

Jubelnde Umarmung. Welch freudiges Wiedersehen.
Begeistert erzählt er mir seinen Werdegang.
Von der Akademie für Pantomime bis hin zum Koch im feinen Gourmet Salon - deLuxe.

Hat richtig was aus sich gemacht.

Ist das nicht toll?
Wie Phönix aus der Asche.

Kurzbiografie Anke

1965 in der franz. Schweiz geboren,
im Schwarzwald aufgewachsen und seit 1985 in Berlin.
Seit 2002 in Kreuzberg.
Partylustiger Kreativling. Collagen-Fotomontagen-
Tanz-Theater-Poesie.
Erzähle hier kleine Episoden prägnanter Momente
beim Wandeln in dieser erlebnisreichen Stadt.